Zweifach-Mama Caroline Cornfine musste sich ein paar Tricks überlegen, um ihren Sohn von Weintrauben und Co. zu überzeugen | Foto: privat

Dank dieser 3 Tipps isst mein Sohn endlich Obst!

Autorin

Caroline Cornfine

„Mama? Darf ich zum Frühstück Tomaten? Und für den Kindergarten bitte Weintrauben, Paprika und Gurke.“ Diese Worte aus einem Kindermund klingen für die meisten Eltern vermutlich nach einem Märchen. Aber nein, diese Sätze gibt es wirklich. Ich höre sie oft: von meiner vierjährigen Tochter. Obst und Gemüse gehen bei ihr immer – ob roh, gekocht oder püriert. Ich gebe zu, ich habe noch nie ein Kind gesehen, dass sich so freut, wenn es einen Kohlrabi im Einkaufskorb entdeckt. Ein Traum – finde ich auch. Aber ich habe zwei Kinder. Und das andere, mein siebenjähriger Sohn, ist das komplette Gegenteil.

Grundsätzlich bin ich als Ernährungswissenschaftlerin sehr darauf bedacht, dass bei jeder Mahlzeit zumindest eine Obst- oder Gemüsekomponente dabei ist. Mein Sohn freut sich am allermeisten, wenn aus Zeit- oder anderen Gründen nichts grün-rot-gelbes auf dem Teller liegt oder ich im Urlaub etwas entspannter mit dem Thema umgehe.

Das kleinste Stück Apfel löste bei meinem Sohn einen Fluchtreflex aus

Gemüse geht bei meinem Sohn zugegebenermaßen noch ganz gut. Bitte nichts abgefahrenes wie Aubergine oder Fenchel, aber die kindertauglichen Basics wie Möhren, Brokkoli, Gurke oder Paprika sind für ihn okay. Spinat wird sogar geliebt. Aber bei Obst sieht die Sache ganz anders aus. Da war jahrelang tote Hose. Statt neugierigem Kosten löste bei ihm schon das kleinste Stück Apfel einen Fluchtreflex und ein schmerzhaftes Zusammenziehen der Gesichtsmuskulatur aus.

Das Komische: Das war nicht immer so. Als wir mit fester Nahrung loslegten, waren Bananen, Mandarinen und Mango weit oben auf seiner Food-Liste. Doch als er drei Jahre alt war, kam die große Wende: Obst wurde immer seltener gegessen (danach gefragt schon gar nicht) und irgendwann war es als Snack überhaupt keine Option mehr.

Die letzten vier Jahre habe ich deshalb versucht, mir ein paar Tricks einfallen zu lassen, wie ich ihn doch dazu bekomme, zumindest ein wenig Obst zu essen. Und die möchte ich gerne mit euch teilen:

Tipp 1: Verstecktes Gemüse und Obst mit Superkräften

Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass es meist nicht der Geschmack ist, den mein Sohn nicht mag, sondern die Konsistenz. Was genau ihn an welchem Obst stört, konnte ich noch nicht herausfinden, aber sobald das Obst „flüssig“ ist, kann man ihm so ziemlich alles unterjubeln.

Heißt: Smoothies gehen immer! Was im Smoothie landet, hängt von meiner Obstschale ab. Seine Lieblingskombination ist Banane, Mango, Trauben, Apfel, Spinat und Gurke. Eine Banane am Stück würde er nie im Leben essen, cremig püriert ist sie kein Problem. Spinat und Gurke kommen als Gemüsekomponente und bei uns vor allem für die Farbe dazu. Er mag nämlich nur grüne Smoothies. Eine Zeit lang war der Smoothie auch kein Smoothie, sondern „Hulk-Saft“ (die Avengers standen zu der Zeit hoch im Kurs). Wie wäre es also, wenn ihr je nach Interesse eures Kindes einen „Spiderman-Smoothie“ (Erdbeeren, Banane, Himbeeren) oder einem „Eiskönigin-Zauber“ (Banane, Heidelbeeren, Mango) serviert? Bei ganz hartgesottenen Muffeln hilft ein Tropfen Lebensmittelfarbe – für einen knalligen „Superhelden-Drink“.

Smoothies sind bunt, schmecken toll – und es lassen sich darin jede Menge eigentlich ungeliebte Zutaten verstecken | Foto: Freepik

Tipp 2: Immer schön vorkosten für mehr „Verlässlichkeit“

Warum mögen viele Kinder Obst und Gemüse nicht, Cracker, Brezen und Popcorn aber schon? Es hat viel mit „Verlässlichkeit“ zu tun. Trauben sind mal süßer, mal saurer, Heidelbeeren mal knackiger, mal matschiger, die Mango mal faseriger, mal fester. Cracker und Kekse hingegen schmecken immer gleich (gut).

Aus kindlicher Sicht ist Verlässlichkeit wichtig, denn die gibt Sicherheit. Ihre Denkweise: Bevor ich Weintrauben esse, die mir vielleicht zu sauer sind, nehme ich lieber den Keks. Der ist immer lecker. Bei meinem Sohn artete das irgendwann aus. An einem Tag kam das ganze Obst und Gemüse aus der Kindergartenbox wieder zurück, am anderen war zumindest die Paprika gegessen. Irgendwann merkte ich, dass er nur dann etwas aß, wenn die Qualität des Gemüses perfekt war. Die Gurke knackig und saftig, die Paprika schön süß.

Heute probiere ich alles, bevor ich es ihm anbiete oder einpacke. Schmeckt es einwandfrei, frage ich ihn, ob er etwas davon möchte. Mit diesem Trick habe ich ihn übrigens auch wieder dazu bekommen, Weintrauben und Mango zu essen. Frisch – und nicht püriert. Ich hatte tolle Trauben bekommen, herrlich knackig, saftig und richtig süß. Ich konnte ihn tatsächlich überreden, eine zu probieren. Es dauerte nicht lange und die Schüssel war leer.

Kinder müssen Lebensmittel bis zu 30 Mal probieren, bis sie diese mögen – also etwas Geduld mitbringen! | Foto: Freepik

Tipp 3: Geduld mitbringen und das Schuldgefühl wegschubsen

Kinder müssen ein Lebensmittel bis zu 30 Mal probieren, bis sie sich an Geschmack und Konsistenz gewöhnt haben und es am Ende mögen. Habt daher etwas Geduld und gebt euren Kindern Zeit. Vorlieben gehen – und können auch wieder zurückkommen.

Vier Jahre lang war bei meinem Sohn Obstflaute, langsam und allmählich isst er wieder die ein oder andere Sorte. Weintrauben gehen wieder, Mangos ebenfalls. Mit viel Glück auch mal etwas Apfel, Orange oder die Himbeeren aus Omas Garten. Es ist nicht viel, aber mit den Jahren scheint bei ihm die Neugier auf Neues wieder zu wachsen.

Haltet durch – und zweifelt vor allem nicht an euch! Wenn euch eine gesunde Ernährung für euer Kind am Herzen liegt, es aber partout nur trockene Nudeln essen möchte, ist das nicht eure Schuld. Ich bin mit meinen beiden unterschiedlichen Kindern wohl das beste Beispiel dafür, dass wir nur wenig Einfluss darauf haben, was unsere Kinder am liebsten essen. Klar: Vorleben, anbieten und nett zubereiten ist immer gut. Wenn trotzdem nichts geht, heißt es weiter Geduld haben – und (Apfel-)Tee trinken.

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